Wissen ist Macht
Wenn man sich dauernd im Überlebensmodus befindet und gar nicht weiss, was mit einem los ist – gerade dann, wenn man eigentlich aus der gefährlichen Situation längst heraus ist – dann kann das Ohnmachtsgefühle und das Gefühl, ausgeliefert zu sein, unnötig verstärken. Deshalb ist ein erster grosser Schritt, sich das Grundwissen anzueignen, welche Auswirkungen schlimme Kindheitserfahrungen auf das Erwachsenenleben haben können. Wenn man beispielsweise “Herzrasen, Kurzatmigkeit, schwitzige Hände, Angstgefühle und haltloses Weinen” als Panikattacke erkennen kann, verliert das Ganze schon etwas seinen Schrecken. Denn wenn man etwas klarer benennen kann, kann man es auch angehen. Sei es mit Hilfe von Psychiatern, Therapeutinnen oder Verhaltensweisen, die man sich antrainieren kann.
Und wenn man sich mit den Auswirkungen beschäftigt, kommt man auch nicht umhin, sich ausführlicher mit den Ursachen zu beschäftigen. Sprich, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Für Viele ist es schon eine Mammut-Aufgabe sagen zu können: “Ja, mir ist unfassbares Unrecht geschehen. Ich war ein unschuldiges Kind und es gibt keine Erklärung dafür, warum mir das passiert ist. Ich bin nicht schuld daran. Schuld haben nur die Täter*innen.” Auch diese Art Wissen verleiht Stärke.
Meiner Erfahrung nach bringt es übrigens nichts, sich mit der großen Frage nach dem Warum herumzuschlagen. Es wird sowieso nie eine befriedigende Antwort darauf geben. Zu akzeptieren, dass es Böses nunmal gibt und es absolut zufällig jeden treffen kann, schafft Raum für den Blick nach vorn. So nach dem Motto: Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber die Zukunft liegt in unserer Hand.
Wenn man also weiß, wieso man sich in manchen Situationen wie verhält, kann man schon viel selbstsicherer auftreten. Der nächste Schritt ist dann, den Menschen im nahen Umfeld dieses Wissen weiterzugeben. Es gibt wohl kaum jemand Außenstehendes, der eine Panikattacke sofort als solche erkennt. Was für eine Erleichterung auch für Freunde und Partner, wenn sie wissen, was Sache ist. Und dass das Gegenüber nicht einfach grundlos “spinnt”!
Es gibt sehr viele Menschen, die als Vorbilder dienen können, wenn man Orientierung sucht, wie man trotz eines schlimmen Schicksals das Beste aus seinem Leben machen kann. Und es gibt Menschen und tolle Organisationen, die ihr ganzes Berufsleben lang mit traumatisierten Menschen gearbeitet und ihr Wissen in Büchern, Podcasts usw. für die Welt zugänglich gemacht haben.
Ich ermutige euch, aktiv nach all diesen inspirierenden Menschen zu suchen und aus dem ganzen Wissen das für euch Passende herauszufiltern. Manche Strategien begleiten einen eine Zeit lang wie eine Krücke und irgendwann braucht man sie nicht mehr. Mit manchen Menschen kann man eigentlich nichts anfangen, aber ein Buch ist eben doch gut.