Meditation

Ich weiß, ich weiß. Die Horror-Vorstellung für viele Menschen! Mein Standardspruch war jahrelang: Was bringt es mir, stundenlang in eine Kerze zu starren? Ich kann nicht mal still sitzen!

Geholfen hat mir, mich dem Thema Meditation von der wissenschaftlichen Seite zu nähern und zu begreifen: Es geht gar nicht ums still sitzen, es geht auch nicht darum, in einer bestimmten Pose zu sitzen und bestimmte Räucherdüfte zu verwenden.
Sondern es geht darum, das Gehirn zur Ruhe kommen zu lassen. Entspannung zu trainieren.

Wer traumatisiert ist, lebt viel und oft im Überlebensmodus. Unsere Gehirnareale, die für Entspannung zuständig sind, sind verkümmert. Und ja, es braucht ein bisschen Anstrengung, um diese verkümmerten Bereiche wieder zum Leben zu erwecken. Aber es ist machbar und dabei helfen kann alles, was einen in diesen gewissen Flow-Status bringt, bei dem man alles um sich herum vergisst. Das kann beim Musik hören, Musik machen, gärtnern, malen oder backen sein. Wichtig ist es, sich selbst daran zu gewöhnen: Es ist KEINE Gefahr mehr, wenn man sich entspannt. Früher musste man 24/7 in Habacht-Stellung sein, aber heute nicht mehr.

Der nächste Schritt ist dann schon etwas Komplexer, aber auch machbar: Ab einem gewissen zur Ruhe kommen, ändern sich unsere Gehirnwellen. Das ist wie beim Schlafen. Unsere Gehirnwellen unterscheiden sich je nachdem, ob wir uns in der tiefen Traum-Phase befinden, oder kurz vor dem Aufwachen sind. Mit etwas Training kann man seine Gehirnwellen herunterregulieren auf Tiefenentspannung. Und diese Phase ist deshalb so wichtig, weil genau dann dieses Umstrukturieren der neuronalen Netzwerke besonders leicht und effektiv ist. Ich bin ein großer Fan von Visualisierung und sämtliche erfolgreiche Menschen nutzen das, um sich vor Wettkämpfen oder sonstigen Herausforderungen mental vorzubereiten. Wenn wir uns also in dieser Tiefen-Entspannung befinden, können wir uns aktiv vorstellen, wie wir Verhaltensweisen ändern wollen.

Ein Beispiel: Wer als Kind gelernt hat, die Stimmungen der Erwachsenen um sich herum immer genau zu analysieren, um Wutausbrüche oder Schlimmeres vorhersehen und abschwächen zu können, wird schnell merken, dass diese Fähigkeit einem im Erwachsenen-Alter unnötig das Leben schwer macht. Denn Menschen sind dauernd aus zig Gründen schlecht drauf und die meisten dieser Gründe haben absolut nichts mit einem selbst zu tun. Nur weiß unser Gehirn das (noch) nicht. Früher waren wir abhängig davon, dass jeder um uns herum “gut drauf” war. Heute können wir Menschen einfach schlecht drauf sein lassen und trotzdem unser Leben leben. Wir müssen nicht mehr “gut Wetter machen” und dafür sorgen, dass niemand Grund hat, “sauer” auf uns zu sein!
Hier kann man nun eine Tiefenentspannung sehr gut für Folgendes nutzen: Man stellt sich aktiv vor, wie man zukünftig reagieren möchte, wenn jemand schlecht drauf ist. Man nimmt eine Situation, in der man sich immer viel zu viele Gedanken gemacht hat und stellt sich vor, wie man zu sich selbst sagt “Oh, xy ist heute aber schlecht drauf. Das tut mir Leid für ihn, aber das hat nichts mit mir zu tun”. Und stellt sich dann bewusst vor, wie man völlig ruhig seinem Taggeschäft nachgeht.

Das funktioniert auch wunderbar mit sämtlichen Triggern!

Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass der Effekt wirklich beeindruckend ist. Manchmal hat schon eine ausführliche Meditation mit Visualisierung gereicht, um ein Verhalten, das mir jahrelang das Leben schwer gemacht hat, abschalten zu können.
Und falls ihr die Begriffe nicht mögt, nennt es einfach “tagträumen”. Das funktioniert genauso gut! Malt euch aus, welches Potenzial ihr in euch seht. Und wenn ihr es euch noch nicht vorstellen könnt, dann schreibt es erst einmal auf. Mir hat es geholfen, mir all meine negativen Glaubenssätze aufzuschreiben und dann – entgegen meiner innersten Überzeugung – in positive Sätzen umzuformulieren. Ich habe damals innerlich gelacht, als ich aufgeschrieben habe, dass ich selbstbewusst bin, vor anderen Menschen Vorträge halten kann, Fernseh-Interviews gebe und mit renommierten Fachleuten im Kinderschutz zusammen arbeite. Nun…der Rest ist Geschichte 🙂

© Copyright 2023 - Sonja Howard